Jura studieren: Ein klarer Fall von Erfolgsdurst.
Fast jedes Kind und jeder Jugendliche kennt Anwälte und Richter aus den juristischen Serien im Fernsehen. Dort sorgen sie für Recht, helfen dabei, Mörder einsperren, schützen Opfer, kämpfen für das Gute: Es gibt hehre Ziele für angehende Jura Absolventen. Aber auch die Aussicht auf Geld, Einfluss und Ansehen spielt häufig eine Rolle bei der Entscheidung, ein Jura Studium in Deutschland zu beginnen. Erfahre hier alles zur Realtität im Studium der Rechtswissenschaft an einer Universität oder Hochschule.
Darum geht es im Studium der Rechtswissenschaften.
Im Fach Rechtswissenschaften lernst du beim Studieren, Gesetzestexte zu deuten. Das Recht ist zwar in Büchern aufgeschrieben, aber es ist so schwierig, sie auf die Realität anzuwenden, weil die Realität so komplex ist, dass es für das Recht Juristen braucht, die die Gesetztestexte auslegen. Außerdem gilt das Recht, das in den Büchern steht nicht nur dem Worte nach. Auch Gerichtsentscheidungen, juristische Kommentaren, Lehrbücher, wissenschaftliche Aufsätze und Doktorarbeiten von anderen Juristen aus Deutschland muss berücksichtigt werden.
Was tun Juristen?
Jura Absolventen bewerten, in welchem Kontext eine rechtliche Richtlinie entstanden ist. Dadurch kommt es zu Diskussionen unter Juristen, meistens bildet sich eine Mehrheitsmeinung gegenüber einer Minderheitsmeinung. Anwälte streiten in letzter Instanz vor einem Gericht über die Auslegung und Anwendung eines abstrakten Gesetzes auf einen konkreten Fall. Argumente aufzubereiten und zu präsentieren, gehört daher ebenfalls zum Jurastudium.
Stupides Auswendiglernen hat noch niemanden durch das Jurastudium an einer Universität oder Hochschule gebracht. Fakt ist: Du musst dein Wissen beim Studieren im rechtlichen Kontext anwenden. Dafür lernst du zunächst, wie du die passende Rechtsgrundlage zum jeweiligen Fall findest. Dabei musst du nicht alle Paragraphen auswendig kennen, solltest aber wissen, wie und wo du schnell fündig wirst. Dazu musst du Gesetzestexte und deren rechtliche Struktur verstehen, um sie schließlich anwenden zu können.
Worum geht es nicht im Jura Studium?
Worum es eher nicht geht, ist Gerechtigkeit. Zwar gibt es in vielen Berufen, die du nach einem Studium der Rechtsiwssenschaften ergreifen kannst, die Möglichkeit, der Gerechtigkeit auf die Sprünge zu helfen. Recht und Gerechtigkeit sind aber nicht immer dasselbe. Zudem ist Gerechtigkeit auch ein subjektiver Begriff. Im Studium lernst, stattdessen den objektiven Begriff des Rechts zu verstehen und zu vertreten.
Unbeirrt ist Rechtswissenschaft (Jura) bei den Studierenden jedoch hoch im Kurs und ist einer der beliebtesten Studiengänge in Deutschland. So hielt sich auch im vergangenen Jahr das Jura Studium auf einem Podiumsplatz und rangierte auf Platz drei der am stärksten besetzten Studiengänge nach BWL und Maschinenbau an deutschen Hochschulen. Hier die genauen Zahlen:
STUDIENGANG | ANZAHL STUDIERENDE |
---|---|
Betriebswirtschaftslehre | 234.715 |
Maschinenbau/-wesen | 120.103 |
Rechtswissenschaft | 112.271 |
Informatik | 102.546 |
Wirtschaftswissenschaften | 90.658 |
Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2140/umfrage/anzahl-der-deutschen-studenten-nach-studienfach/
Voraussetzungen für ein Jura Studium.
Um gut durch das Studium der Rechtswissenschaften zu kommen, musst du bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Wir haben die wichtigsten zusammengefasst.
Der Numerus Clausus (NC)
Populäre Studiengänge nähren oft Konkurrenz und Auslese an Universitäten oder Hochschulen. Denn wo der Bewerbersandrang hoch ist, entscheidet in der Regel der NC, Abkürzung für Numerus Clausus, über die freien Plätze im Studium. Als formale Voraussetzung brauchst du für ein Studium der Rechtswisschaft einen bestimmten Notendurchschnitt im Abitur, um den geforderten NC zu erreichen.
Letzterer fällt in der Höhe jedes Jahr unterschiedlich aus, bewegt sich bei der Rechtswissenschaft aber meistens zwischen 1,3 und 2,9. Im Sommersemester lockert sich das Ganze. Der Grund dafür: Weniger Bewerbungen führen zu einem überschaubaren Ansturm und damit zu weniger Konkurrenz für das Jura Studium an den Hochschulen.
Manche Universität öffnet ihre Türen sogar zulassungsfrei zum Studieren. Lernverweigerer aus der Schulzeit werden sich freuen, sollten aber dennoch aufpassen: Lockeres Durchhängen und entspanntes Schulbankdrücken funktionieren im Studium der Rechtswissenschaft nicht mehr. Hier heißt es bis zum Staatsexamen für dich pauken, büffeln, ackern und viel studieren. Klar also: Lernbereitschaft ist hier Pflicht.
Persönliche Voraussetzungen
Außerdem zählt als Voraussetzung für ein Jurastudium an einer Universität oder Hochschule – egal ob für ein Staatsexamen, als Bachelor oder Master:
- die Fähigkeit, sich schriftlich wie mündlich verständlich ausdrücken zu können
- Abstraktionsvermögen
- Konflikte aushalten können
- Niederlagen ertragen
- Interesse für gesellschaftliche und politische Themen aus Bereichen wie Wirtschaft, Staatskunde, Steuern, Verwaltung, Medien usw. beschäftigen
- Fremdsprachenkenntnisse
- Fleiß
- Disziplin
- ein gutes Gedächtnis
- Ausdauer
- schnelle Auffassungsgabe
Sehr wichtig für dein Studium ist es außerdem, dass du gerne liest. Im Studium der Rechtswissenschaften musst du dich durch wissenschaftliche Abhandlungen, Gesetztestexte, juristische Kommentare und Lehrbücher quälen, im juristischen Job später liest du dazu noch Akten, Bereicht, Protokolle, Urteile und vieles mehr – egal, ob du Anwalt, Richter oder Staatsanwalt wirst.
Ob du spezielle Vorkenntnisse und Co. haben musst, um bei deinem Wunscharbeitgeber zu landen, kannst du hier in Erfahrung bringen:
Wo willst du arbeiten?
Jura studieren: Semester für Semester Lernstoff wie Holzmehl.
Franz Kafka, der ein Jurastudium mit Promotion abgeschlossen hat, formulierte es folgendermaßen und drückte damit seine Frustration über sein Studium aus:
Ich studierte als Jus. Das bedeutete, dass ich mich in den paar Monaten vor den Prüfungen unter reichlicher Mitnahme meiner Nerven geistig förmlich von Holzmehl nährte, das mir überdies schon von tausenden Mäulern vorgekaut war.Franz Kafka, Schriftsteller
Gebietes des Rechts im Studium an einer Universität oder Hochschule
Dabei unterteilt sich ein Studium der Rechtswissenschaften in drei Bereiche, wobei du dich im Laufe deines Studiums auf einen spezialisieren musst:
Beim Zivilrecht geht es um das Verhältnis zwischen den Bürgern. Das Zivilrecht regelt zum Beispiel Rechtsstreitigkeiten im Familienrecht, beispielsweise nach einer Scheidung. Das wichtigste Gesetzbuch für dieses Fach ist das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das du für diesen Teilbereich der Rechtswissenschaft im Studium auswendig lernen wirst.
Im Öffentlichen Recht in Deutschland geht es um das Verhältnis des Bürgers zu staatlichen Institutionen, z. B. Verwaltung aber auch andere staatliche Einrichtungen. Außerdem regelt das öffentliche Recht auch alles, was zur Organisation und Funktionsfähigkeit des Staates gehört. Typische Bereiche in diesem Gebiet der Rechtswissenschaften sind Strafrecht, Verwaltungsrecht, Sozialrecht, Verkehrsrecht, Baurecht aber auch Völkerrecht oder Europarecht. Für das öffentliche Recht gibt es demnach sehr unterschiedliche Gesetzbücher, z. B. das Strafgesetzbuch (StGB).
Aufbau der Jura Studiengänge
Das Jura Studium erstreckt sich in der Regelstudienzeit über neun Semester. Vier Semester lang befindest du dich im Grundstudium. Im Grundstudium der Rechtswissenschaften lernst du Studieninhalte aus verschiedenen Bereichen kennen. Dabei sind Rechtsgeschichte, Rechtssoziologie und Rechtsphilosophie sowie Methodenlehre die Grundlage für dein Verständnis der Rechtswissenschaften. Ohne geht es nicht.
Zusätzlich lernst du schon konkrete Fachgebiete der Rechtswissenschaften aus dem Öffentlichen Recht und aus dem Zivilrecht kennen:
- Arbeitsrecht
- Verwaltungsrecht
- Handelsrecht
- Familienrecht
- Erbrecht
- Strafrecht
Ab dem fünften Semester kannst du dir dann selbst einen Schwerpunkt suchen und diesen bis zum neunten Semester an der Universität oder Hochschule vertiefen. Der Abschluss des Studiums ist in der Regel die Erste Juristische Prüfung.
Alternativ kann es auch ein Bachelor- oder Master mit einem entsprechenden Studiengang sein. Doch danach bist du noch nicht fertig. Möchtest du danach als Richter, Staatsanwalt, Notar oder Rechtsanwalt arbeiten, machst du im Anschluss noch ein zweijähriges Referendariat und schließt deine Ausbildung dann mit dem 2. Staatsexamen ab.
Die Inhalte in deinem Studium der Rechtswissenschaften werden dir in Seminaren, Vorlesungen, Übungen und Tutorien vermittelt. Um zu beweisen, was du alles im Studium gelernt hast, schreibst du regelmäßig Klausuren oder musst längere Hausarbeiten schreiben, in denen du Rechtsgutachten im Gutachtenstil erarbeitest.
Hochschule oder Universität – Bachelor, Master oder Staatsexamen in Rechtswissenschaften.
Wer Rechtswissenschaft in einem Bachelor Studiengang an der Hochschule oder Universität studiert, schließt nach einer Regelstudienzeit von sechs Semestern mit einem Bachelor of Laws ab. Eine interessante Alternative, wenn du durch deinen Studiengang schnell im Wirtschaftsrecht oder Rechtsmanagement einsteigen möchtest. Mit dem Bachelor Studiengang geht es schon nach drei Jahren für dich ins Berufsleben oder in einen weiterführenden Master Studiengang, der nochmal Zusatzqualifikationen drauf packt und tiefer in die Rechts-Materie vordringt.
Mehr Zeit, Aufwand und Fleiß braucht es dagegen im klassischen Jurastudium mit abschließendem Staatsexamen, welches nur an Universitäten möglich ist. Hier legst du erst nach neun Semestern die erste juristische Prüfung ab: das erste Staatsexamen. Für viele ist das eine Herkulesaufgabe, betrachtet man die Durchfallquote von über 20 Prozent. Außerdem kostet auch das zweijährige Referendariat und das zweite Staatsexamen viel Zeit, in der Bachelor und Master schon längst im Berufsleben mit ihrem Abschluss Geld verdienen.
Jobaussichten: Das erwartet dich nach dem Jura Studium.
Die klassischen Jura-Berufe für Volljuristen sind
- Richter
- Notar
- Staatsanwalt
- Rechtsanwalt.
Nur die Elite krallt sich also die begehrten und hochangesehenen Jobs, was nicht heißen soll, dass Bachelor oder Master beim Arbeitsamt landen.
So gibt es auch außerhalb der reglementierten juristischen Berufe viele Möglichkeiten – von der Wirtschaftsprüfung bis zum Informationsrecht. Je nach Bezug und Schwerpunkt des Studiums kommen verschiedene Tätigkeiten in Frage.
Anwälte können sich dafür auf vielen Gebieten spezialisieren: Von Strafrecht über Familienrecht bis Insolvenz- oder Steuerrecht existieren viele Bereiche innerhalb des Rechtssystems. Viele examinierte Jura-Absolventen arbeiten als selbstständige Anwälte.
Weitere Berufsfelder sind der öffentliche Dienst und die öffentliche Verwaltung. Auch im Banken- und Versicherungssektor arbeiten Juristen. Sie entwickeln die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, prüfen Verträge und setzten diese auf, beurteilen Risiken und prüfen Schadensfälle. Sie müssen sich beispielsweise in den Bereichen Wettbewerbsrecht, Insolvenzrecht, Steuerrecht und Handelsrecht auskennen.
Auch in juristischen Fachverlagen und in der Wirtschaftsprüfung, in der Industrie oder für Verbände und Organisationen – von Greenpeace bis zum Arbeitgeberverband – kannst du als Jurist tätig werden.
Suche dir schon im Voraus viele Informationen zu den verschiedenen Studiengängen in den Rechtswissenschaften und überlege dir genau, welche Berufe für dich in Frage kommen. Bedenke dabei, dass du als Jurist in verschiedenen Bereichen arbeiten kannst. In der Wirtschaft bist du als Jurist mit einem Abschluss als Bachelor oder Master von guten Hochschulen genauso gefragt, wie als Jurist mit Staatsexamen von der Uni. Es kommt nur darauf an, als was du arbeiten möchtest!
Wo willst du arbeiten?
Das Gehalt: Was du nach dem Studium der Rechtswissenschaften verdienen kannst.
Mit einem „vollbefriedigenden“ oder besseren Abschluss, also dem sogenannnten Prädikatsexamen, kannst du als Jurist hoch-dotierte Jobs erhalten. Ein Großteil der Jura-Studenten besteht die Prüfungen jedoch lediglich mit „ausreichend“ oder „befriedigend“, wenn sie überhaupt bestehen.
Gerade einmal 0,1 Prozent der Absolventen erhalten die Note „sehr gut“. Diese High Potentials beginnen ihre Karriere häufig in internationalen Top-Kanzleien und starten mit einem Einstiegsgehalt jenseits der 100.000 Euro pro Jahr.
Für Normalos gilt: Das durchschnittliche Einstiegsgehalt junger Juristen liegt bei ca. 50.000 Euro im Jahr – brutto. Ausgenommen sind Wirtschaftskanzleien. Dort fallen die Lohntüten etwas üppiger aus. Studien zufolge verdient knapp die Hälfte der Einsteiger über 86.000 € im Wirtschaftssektor. Mehr noch mit wachsender Berufserfahrung.
Wenn du also bereit bist, durchgepaukte Nächte und oftmals graue Inhalte in Kauf zu nehmen, dich erst spät ins Berufsleben zu wagen und eine steile, aber lange Lernkurve fahren willst, bist du mit einem der Studiengänge für Jura gut beraten. Die rosigen Gehaltszahlen und tollen Berufsperspektiven sprechen allemal für ein Jurastudium.