Auslandspraktikum: Internationale Praxiserfahrung sammeln.
Ob Forschungspraktikum oder Unternehmenspraktikum: Bei einem Praktikum im Ausland verbesserst du nicht nur deine Sprachkenntnisse, es bringt dich auch beruflich weiter. Hört sich traumhaft an und macht sicherlich Spaß, aber es gibt auch einiges, an das du vorher denken solltest. Hier findest du eine Übersicht zu den Fördermöglichkeiten und erfährst, an was du neben Visum und Unterkunft noch bei einem Auslandspraktikum denken solltest.
Diese Fördermöglichkeiten gibt es.
Klar, ein Auslandspraktikum hat viele Vorteile: Du lernst die Arbeitsweise eines anderen Landes kennen, erweiterst dein Fachwissen und wirst Teil einer neuen Kultur. Doch es kommen auch einige Kosten auf dich zu: Anreise, Unterkunft und Verpflegung sind nur einige davon. Wird dein Praktikum nur gering oder gar nicht vergütet, sind Finanzierungsmöglichkeiten wie Stipendien, Fahrtkostenzuschüsse oder auch Kredite eine gute Möglichkeit, Kosten abzufedern.
Konkret gibt es unter anderem diese Möglichkeiten der Förderung:
Auslands-BAföG.
Auslands-BAföG fördert dein Praktikum im Ausland, wenn es mindestens drei Monate dauert, förderlich für dein Studium oder deine Ausbildung ist und von deiner Prüfungsstelle anerkannt wird. Ob europäisches oder außereuropäisches Ausland, ist hierbei egal. Gefördert werden unter anderem:
Zuschüsse für Reisekosten wie Hin- und Rückfahrten
Zusatzkosten der Krankenversicherung
Auslandszuschläge für Lebenskosten
Das Gute an Auslands-BAföG: Du kannst es auch erhalten, wenn du als Student in Deutschland keinen Anspruch auf „normales“ BAföG hast! Weitere Informationen zum Auslands-BAföG findest du auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Erasmus+.
Erasmus+ unterstützt sowohl Pflicht- als auch Freiwilligenpraktika in den EU-Mitgliedsstaaten sowie der Türkei, Island, Norwegen und Liechtenstein. Voraussetzung ist, dass das Auslandspraktikum zwischen zwei und zwölf Monaten dauert. Die Bewerbung läuft dann über deine Hochschule und die Förderung ist bis zu einem Jahr nach deinem Abschluss möglich.
Hier findest du eine Übersicht über die Bezuschussung je Ländergruppe:
LAND | BETRAG |
---|---|
Dänemark Finnland Frankreich Großbritannien Irland Italien Liechtenstein Norwegen Österreich Schweden |
350-700 Euro/Monat |
Belgien Griechenland Island Kroatien Luxemburg Niederlande Portugal Slowenien Spanien Tschechien Türkei Zypern |
300-650 Euro/Monat |
Bulgarien Estland Lettland Litauen Malta Mazedonien Polen Rumänien Slowakei Ungarn |
250–600 Euro/Monat |
Weitere Programme.
Neben den Klassikern BAföG und Erasmus+ vergibt unter anderem der DAAD Kurzstipendien für selbstbeschaffte Praktika an Institutionen wie dem Goethe-Institut oder der UN. Um solch ein Stipendium zu erhalten, musst du die gesamte Dauer des Praktikums über immatrikuliert sein und mindestens das zweite Fachsemester abgeschlossen haben. Auch Masterstudierende werden gefördert. Zudem kannst du Fahrtkostenzuschüsse für ein Praktikum außerhalb der EU beantragen.
Solltest du kein Stipendium erhalten haben, gibt es noch den Bildungskredit. Diesen kannst du für Praktika aufnehmen, die in Zusammenhang mit deinem Studium stehen. Monatlich kannst du maximal 300 Euro aufnehmen und musst auch gar nicht um dein BAföG fürchten. Vier Jahre nach der Aufnahme deiner ersten Rate musst du den Kredit dann monatlich tilgen.
Neugierig geworden? Dann stöbere in den beliebtesten Praktikumsbranchen nach deinem Wunschpraktikum:
Beliebte Länder fürs Auslandspraktikum.
Fremde Kulturen, internationale Praxiserfahrung – besonders beliebte Länder für Auslandspraktika sind vor allem die USA, England und Spanien. Wer exotischeres erleben will, sollte die Koffer für Osteuropa, Südamerika oder Asien packen. Doch gerade für Destinationen außerhalb Europas gelten besondere Visabestimmungen und auch die Branchen unterscheiden sich stark. Hier haben wir einige Besonderheiten der beliebtesten Länder für dich zusammengefasst:
England.
Gerade in London dreht sich alles um Finanzen und Handel. Interessante Praktikumsplätze lassen sich daher vor allem in den Bereichen Marketing, Controlling und Finanzen finden. Aber auch andere Städte wie die Küstenstadt Brighton oder das studentische Oxford haben einige gute Stellen in petto.
Du brauchst für ein Praktikum in England zwar kein Visum, aber auf jeden Fall eine europäische Krankenversicherung. Ob du außerdem ein englisches Bankkonto benötigst, solltest du bei deinem Arbeitgeber direkt erfragen. Achtung: Auch wenn sich England in Europa befindet, ist ein Steckdosenadapter hier lebenswichtig!
Irland.
Neben London ist auch Dublin ein wichtiger Hotspot in Europa. Hier findest du neben der Guiness Brauerei vor allem Praktikumsplätze im Bereich IT und Pharma bei Unternehmen wie Google, Oracle, GSK oder Pfizer. So bekommst du neben viel grüner Natur auch einen sehr guten Einblick in die internationale Arbeitswelt.
Dank der Europäischen Union brauchst du für Irland natürlich auch kein Visum, aber im Falle eines Falles eine europäische Krankenversicherungskarte.
USA.
Die USA sind bedeutend in der Weltwirtschaft: Während Silicon Valley mit Tech-Riesen wie Google, Apple und Facebook aufwartet, tummeln sich in New York die Medienbranche sowie internationale Organisationen. Du verbesserst also nicht nur dein Englisch, sondern bist zugleich an der Quelle neuester Trends.
Für ein Auslandspraktikum in den USA solltest du viel Vorlaufzeit einplanen. Besonders die Beantragung eines Visums ist aufwendig und kostet viel Zeit. Hast du eine Praktikumsstelle sicher, benötigst du einen „legal sponsor“. Dieser bürgt im Formular DS-2019 dafür, dass deine Einreise unbedenklich ist. In der Regel fungieren deshalb Austauschorganisationen als Sponsor. Diese machen das natürlich nicht gratis, sondern nehmen Gebühren bis zu 500 Euro für ihr Sponsoring. Aber erst mit dem DS-2019 kannst du beim US-Konsulat das eigentliche J1-Visum für ein Praktikum beantragen.
Außerdem ist eine Auslandskrankenversicherung für die Zeit deines Aufenthalts Pflicht. In den Programmen von Organisationen ist diese meist inbegriffen.
Spanien.
Während die Hauptstadt Madrid gut für ein Praktikum im Business- und Finanzbereich geeignet ist, bieten sich in Barcelona Praktikumsplätze in den Bereichen Medien, Design, Logistik sowie Tourismus an. Aber auch Valencia hat einiges zu bieten: Hier kannst du unter anderem im Marketing oder im sozialen Bereich durchstarten. Dass du erste Spanischkenntnisse oder in der Region auch Katalanisch mitbringen solltest, ist wohl selbstverständlich.
China.
Wer im Auslandspraktikum das ultimative Abenteuer sucht, sollte sich auf nach China machen. Das Land zwischen Tradition und Moderne boomt: Praktika bieten sich vor allem in der Fertigungs- und Produktionstechnik, aber auch in Designagenturen, der Landwirtschaft und im Tourismus an. Entscheidest du dich für Shanghai, kannst du unter anderem ein Praktikum beim größten Containerhafen der Welt absolvieren. Gerade in Beijing, Shanghai und Hongkong ist es möglich, ohne viele Chinesisch-Kenntnisse ein Praktikum zu absolvieren.
Für ein Praktikum in China benötigst du auf jeden Fall ein Visum. Es gibt kein direktes Praktikantenvisum, sodass du ein Geschäftsvisum oder ein Kulturvisum benötigst. Dieses ist für drei Monate gültig und kann nur einmal um drei Monate verlängert werden. Außerdem benötigst du eine „Einladung“ von deinem Arbeitgeber, damit du den Visaantrag stellen darfst. Zudem darfst du mit einem solchen Visum nicht entlohnt werden. Du musst also auf jeden Fall andere Wege für die Finanzierung finden.
Wichtige Tipps für die Bewerbung.
Hast du dich für ein Land und eine Branche entschieden, solltest du dich zunächst darüber informieren, welche Anforderungen für die angestrebte Praktikumsstelle existieren. Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Nachweise wie Fremdsprachenkenntnisse.
Der wohl bekannteste ist der sogenannte Test of English as a foreign language (TOEFL). Dieser orientiert sich an der Sprache im akademischen Umfeld und ist ein international anerkannter Test zur Bewertung der Englischkenntnisse. Alternativ gibt es noch Cambridge English Prüfungen. Anerkannte Zertifikate für Französischkenntnisse sind das DELF (Diplôme d’études de langue francaise) und DALF (Diplôme approfondi de langue francaise).
Zudem können die Bewerbungsmodalitäten von Land zu Land sehr unterschiedlich sein, weshalb du dich vorab genauestens über das Land und die dort herrschenden Sitten informieren solltest. Hier haben wir einige Tipps für dich parat, damit deine Bewerbung effektiv wird:
Lieber früher als später: Bewirb dich lieber früher als später! Faustregel: mindestens sechs Monate vor Beginn. Nicht nur Unternehmen benötigen für internationale Praktikanten mehr Planungszeit, sondern vor allem auch du: Schließlich musst du dich noch um ein Visum, die Auslandskrankenversicherung, eine Unterkunft sowie ggf. Stipendien kümmern.
Denke an die Landessprache: Bevor du deine Bewerbung verfasst, solltest du dich darüber informieren, ob das Unternehmen Englisch oder die Landessprache nutzt. Es kann also durchaus sein, dass du die Unterlagen auf Spanisch verfassen musst. Doch keine Panik! Auf diese Weise kannst du gleich deine Sprachkenntnisse belegen. Lass auf jeden Fall deine Bewerbungsunterlagen von einem Muttersprachler gegenchecken.
Besonderheiten beachten: Andere Länder, andere Sitten – das gilt auch für die Bewerbungsunterlagen. Während in den Niederlanden der Lebenslauf ruhig etwas länger sein darf, solltest du in den USA auf ein Foto sowie Angaben zu Geschlecht, Alter und ethnischem Hintergrund verzichten. In England und Australien bestehen die Bewerbungen nur aus Anschreiben und Lebenslauf. Zeugnisse sollten hier nur auf Anfrage eingereicht werden. Bist du dir unsicher, frage am besten bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung nach Hilfe.
Alleingang vs. Organisation.
Brauchst du Hilfe bei der Planung deines Auslandspraktikums bieten sich als erste Anlaufstelle internationale Universitätsdienste an, die es an fast jeder Hochschule gibt. Dort bekommst du eine umfangreiche Beratung über Praktikums- und Fördermöglichkeiten für den Auslandsaufenthalt im Rahmen deines Studiums.
Hilfreich sind außerdem Vermittlungsstellen wie der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) oder die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur der Arbeit. Dort kannst du nicht nur länderspezifische Infos einholen, sondern auch Förderanträge stellen.
Eine bequemere, jedoch zumeist kostenintensivere Variante ist der Weg ins Auslandspraktikum über eine Organisation. Das bietet sich an, wenn du im Zielland hinsichtlich Unterkunft und Alltag eine gewisse Absicherung haben möchtest. Den Praktikanten stehen bei den meisten Organisationen vor Ort kompetente Ansprechpartnern zur Seite, die helfen, notwendige Formalitäten zu erledigen und auftretende Probleme zu lösen.
Wo willst du arbeiten?
Checkliste für das Auslandspraktikum.
Bevor es also endlich losgehen kann, solltest du nochmal checken, ob du all diese Punkte geklärt hast:
Unterkunft: Oft musst du dir dein Zimmer selbst suchen oder das Unternehmen hilft dir dabei. Eine WG hat den Vorteil, dass du gleich Anschluss findest und voll in das Leben dort eintauchst. Um Geld zu sparen, kannst du auch dein eigenes Zimmer in Deutschland untervermieten.
Einreise: Nur in Staaten außerhalb der EU brauchst du ein Visum. Oftmals musst du den Antrag Monate vorher beim Konsulat stellen, weshalb du dich frühzeitig darum kümmern solltest.
Reise: Willst du nach dem Praktikum reisen, solltest du dich über die Reisebestimmung deines Visums erkundigen.
Finanzierung: BAföG, Erasmus und Stipendien beantragt? Dann ist die Finanzierung weitestgehend gesichert.
Versicherung: Während du im europäischen Ausland lediglich deine europäische Krankenversicherungskarte benötigst, solltest du für das außereuropäische Ausland eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Für ausreichenden Versicherungsschutz solltest du auch deine Unfall- und Haftpflichtversicherung checken.
Sprache: Organisiere am besten ein paar Monate vor deiner Abreise ein Sprachtandem oder besuche einen Sprachkurs deiner Uni. So bist du fit für deine Zeit im Ausland.