Freiwilliges Praktikum – Was bringt mir das?
Was ist ein freiwilliges Praktikum?
Im Gegensatz zu einem Pflichtpraktikum ist ein freiwilliges Praktikum nicht als fester Bestandteil deines Studiums in der Studien- oder Prüfungsordnung integriert. Du entscheidest dich also freiwillig dazu, für ein paar Wochen oder Monate Praxiserfahrung für deinen späteren Beruf zu sammeln.
Du solltest dich unbedingt für ein freiwilliges Praktikum entscheiden, wenn:
- du noch keine konkrete Idee hast, in welchem Bereich oder Job du später arbeiten willst,
- du zwar einen bestimmten Berufs- oder Tätigkeitsbereich vor Augen hast, aber nicht weißt, ob dieser wirklich etwas für dich ist, oder
- du einfach deinen Lebenslauf ordentlich aufpolieren willst.
Bei einer Umfrage, die das Unternehmen EY im Oktober 2020 mit mehr als 2.000 Student:innen* durchführte, gaben rund 92 Prozent der befragten Studenten an, dass Praktika und Berufserfahrung eher oder sogar sehr wichtig für ihre Karriere sind.
Wie wichtig sind die folgenden Kriterien für Ihre Karriere?
sehr wichtig (in %) | eher wichtig (in %) | |
---|---|---|
Praktika / Berufserfahrung | 50 | 42 |
Kontakte | 40 | 39 |
Gute Noten | 27 | 47 |
Interessanter Lebenslauf | 21 | 43 |
Auslandserfahrung | 16 | 35 |
Ehrenamtliches Engagement | 14 | 35 |
Die Suche nach dem perfekten Praktikum.
Wenn du noch auf der Suche nach einem geeigneten Praktikum bist, hilft dir unser Karriere-Check dabei, das Praktikum zu finden, das wirklich zu dir passt. Um dir bei der Suche unter die Arme zu greifen, haben wir dir in der folgenden Tabelle die beliebtesten Branchen für ein freiwilliges Praktikum aufgelistet:
Zeitpunkt und Dauer fürs freiwillige Praktikum.
Grundsätzlich kannst du ein freiwilliges Praktikum jederzeit absolvieren und dir natürlich auch den Arbeitgeber herauspicken, bei dem du am liebsten arbeiten möchtest. Üblich ist, ein Praktikum entweder vor, im oder nach dem Studium zu machen, um sich zu orientieren oder erste Erfahrungen im Beruf zu sammeln.
1. Vor dem Studium
Die stressige Prüfungszeit ist rum, aber zum Zurücklehnen bleibt leider gar nicht viel Zeit, denn nun musst du dir Gedanken über deinen zukünftigen Beruf machen. Wenn du noch keine Ahnung hast, welcher Job der richtige für dich sein könnte, bietet sich ein Orientierungspraktikum an. Damit kannst du dich als Praktikant in verschiedenen Richtungen ausprobieren und schon vor einer Ausbildung oder einem Studium auschecken, ob die Arbeit in dieser Branche wirklich etwas für dich wäre.
Als idealer Zeitpunkt für ein freiwilliges Orientierungspraktikum bietet sich die Zeit zwischen Schulabschluss und Ausbildungs- oder Studienbeginn an. Das bedeutet allerdings auch frühzeitige Organisation – zum Beispiel, dass du dich schon während deiner Schulzeit für das Praktikum bewerben musst.
2. Während des Studiums
Ein freiwilliges Praktikum zusätzlich zum stressigen Alltag an der Uni ist nicht ohne, aber kann dir wirklich viel bringen. Vor allem wenn du ein sehr theorielastiges Fach studierst und während der Semester nur wenige oder gar keine Praktika vorgesehen sind, solltest du dich selbst um ein Praktikum im Studium kümmern. Während freiwilliger Praktika kannst du nämlich die in deinem Studiengang gelernte Theorie endlich auch in der Praxis anwenden und verstehst besser, wofür du an der Uni eigentlich so hart lernst. Vielleicht willst du auch einfach ein besseres Bild davon bekommen, was dich im Arbeitsalltag deines späteren Jobs erwartet? Oder du willst herausfinden, ob dein Studienfach wirklich noch das richtige für dich ist.
Ganz gleich, aus welchem Grund du ein freiwilliges Praktikum absolvierst, gehe am besten mit einer konkreten Fragestellung hinein, die du dann versuchst, für dich selbst zu beantworten.
Da dein Studium an der Uni meist schon ziemlich vollgepackt ist, wirst du dein freiwilliges Praktikum in die vorlesungsfreie Zeit legen müssen. Das bringt dich zwar um deine wohlverdienten Semesterferien, wird dich aber für deine berufliche Laufbahn ein ganzes Stück voranbringen. Also nimm diese Chance wenn möglich wahr!
3. Nach dem Studium
Hast du dein Studium schon vollständig absolviert, musst du schauen, ob sich ein Praktikum wirklich noch lohnt, oder ob es den Berufseinstieg nur unnötig verzögert. Hattest du in deinem Studium schon einige integrierte Praktika und konntest demnach schon Praxiserfahrungen sammeln, wäre ein Trainee-Programm oder ein Direkteinstieg sicher die bessere Lösung für dich. Meist weißt du dann nämlich schon ziemlich genau, in welchem Bereich du arbeiten willst und was im Job auf dich zukommt.
Hast du während deines Studiums noch nicht viel Praxiserfahrung gesammelt, kannst du entweder ins kalte Wasser springen und dich direkt auf eine Festanstellung bei Unternehmen bewerben, oder du nutzt in diesem Fall die Gelegenheit, vorher noch ein Praktikum als Orientierungsphase einzulegen. Bedenke aber, dass du in einem Praktikum definitiv weniger verdienen wirst, als wenn dich ein Arbeitgeber fest einstellt.
Besonders in großen Unternehmen mit harten Einstellungsverfahren kann dir ein Praktikum einen guten Einstieg ins Unternehmen verschaffen. Während deines freiwilligen Praktikums kannst du dann nämlich schon Kontakte beim Arbeitgeber knüpfen und eine Übernahme bekannter Praktikanten ist wahrscheinlicher als bei Direkteinsteigern.
Deine Bewerbung für ein Praktikum.
Ums Bewerbung Schreiben kommst du leider auch bei einem freiwilligen Praktikum nicht herum. Aber keine Sorge, das ist gar nicht so schwer wie du denkst. Grundsätzlich brauchst du immer einen Lebenslauf und ein Anschreiben – obwohl das Anschreiben von manchen Arbeitgebern schon gar nicht mehr gefordert wird. Achte hier darauf, was in der Stellenausschreibung steht. Wenn nichts Konkretes benannt ist, bedeutet Bewerbung immer Anschreiben und Lebenslauf.
Du hast noch nie einen Lebenslauf oder ein Anschreiben erstellt? Kein Problem! Mit unseren kostenlosen Vorlagen bekommst du schnell ein Gefühl dafür, wie so eine Bewerbung eigentlich aussehen muss und welche Informationen unbedingt drin stehen sollten. Aber nicht abschreiben – verwende unsere Vorlagen lediglich als Muster und füge deine eigenen Daten und Beispiele ein!
Klassisch / konventionell
Originell / kreativ
Modern / innovativ
Rechtliche Grundlagen für ein freiwilliges Praktikum.
Inhaltlich verfolgen freiwillige und Pflichtpraktika in der Regel das gleiche Ziel: Du sollst ein paar Monate lang Praxiserfahrungen in einem Unternehmen sammeln. Aber rechtlich gesehen, gibt es starke Unterschiede. Während des Praktikums zählt das Unternehmen nämlich als dein Hauptarbeitgeber und unterliegt in diesem Fall dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Das bringt für dich einige Vorteile mit sich, denn Praktikanten haben in diesem Fall Anspruch auf:
- Urlaub
- Vergütung
- Praktikumszeugnis
- Kündigungsfrist von lediglich vier Wochen
Wenn dein Praktikum zwar ein Pflichtpraktikum ist, du es aber freiwillig verlängerst, gelten übrigens viele der Regelungen für das freiwillige Praktikum auch für die Zeit der Verlängerung. Informiere dich hier!
Praktikumsvertrag
Laut Gesetz haben Praktikanten zwar kein Recht auf einen Praktikumsvertrag, aber wir empfehlen dir definitiv, deinen Arbeitgeber trotzdem darauf anzusprechen. Darin sind nämlich die Art und Dauer deines Praktikums, sowie die groben Rahmenbedingungen für dich als Praktikanten – von deinen Aufgaben während des Praktikums bis hin zu Urlaubsansprüchen und Praktikumsvergütung – festgeschrieben. Darin wird also deutlich, was das Unternehmen von dir erwartet und du umgekehrt vom Arbeitgeber fordern kannst. Damit bietet ein Praktikumsvertrag in der Regel für beiden Seiten, Praktikant und Arbeitgeber, Sicherheit.
Die wesentlichen Bestandteile eines Praktikumsvertrags sollten sein:
- Daten des Praktikanten
- Art des Praktikums
- Praktikumsdauer
- Arbeitszeit
- Praktikumsvergütung
- Urlaubstage
- Regelungen im Krankheitsfall
- Aufgabengebiete
- Verschwiegenheitsklausel über firmeneigene Interna
Urlaub
Auch ein Recht auf Urlaub haben Praktikanten, die ein freiwilliges Praktikum von mindestens einem Monat absolvieren. Zwei Urlaubstage im Monat stehen dir in diesem Fall nämlich zu. Dauert dein freiwilliges Praktikum länger als sechs Monate, stehen dir sogar 24 Urlaubstage zu.
Versicherung
Beim Thema Krankenversicherung und Pflegeversicherung kommt es ganz darauf an, ob du zum Zeitpunkt des Praktikums als Student eingeschrieben bist.
- Während eines freiwilligen Praktikums außerhalb des Studiums gilt das Unternehmen als dein Hauptarbeitgeber und muss demnach die Versicherungsbeiträge entrichten.
- Bist du hingegen noch immatrikuliert, bist du weiterhin als Student kranken- und pflegeversichert. In der Regel sind Studenten eh noch über die Familienversicherung ihrer Eltern versichert und brauchen sich hier keinen Kopf zu machen.
Beim Thema Sozialversicherung verhält sich die Unterscheidung ähnlich. Freiwillige Praktikanten, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben, müssen die Beiträge für die Sozialversicherung zahlen. Solange du als Student immatrikuliert bist, wird von deinem Praktikantengehalt keine Sozialversicherung abgezogen. Erhältst du allerdings ein monatliches Gehalt über 450 Euro, kann sich das ändern, das musst du im Einzelnen überprüfen lassen.
Gehalt während deines Praktikums.
Auch in Sachen Gehalt bietet dir ein freiwilliges Praktikum einige Vorteile gegenüber einem Pflichtpraktikum. Die gute Nachricht zuallererst: Laut Mindestlohngesetz hast du für dein freiwilliges Praktikum ab einer Dauer von drei Monaten das Recht auf Praktikumsvergütung – nämlich mindestens den gesetzlichen Mindestlohn. Damit liegt das Gehalt von Praktikanten 2021 bei 9,50 Euro brutto pro Stunde.
Dauert dein freiwilliges Praktikum weniger als drei Monate, bekommst du leider kein Gehalt. Auch wenn dein Praktikum ein Pflichtpraktikum wäre, hättest du leider kein Recht auf Gehalt – manche Arbeitgeber bieten dir trotzdem freiwillig eine Vergütung an.
Falls du keine Ahnung hast, was man in einem Praktikum so verdienen kann, kommen hier Beispiele für das Gehalt von Praktikanten in verschiedenen Branchen:
BRANCHE | DURCHSCHNITTLICHE VERGÜTUNG |
---|---|
Banken, Finanzen & Versicherungen | 1.240 Euro |
Baugewerbe | 996 Euro |
Bildung & Training | 983 Euro |
Chemie | 1.066 Euro |
Elektrotechnik, Feinmechanik & Optik | 1032 Euro |
Energie, Bau- & Rohstoffe | 809 Euro |
Fahrzeugbau & -zulieferer | 911 Euro |
Fahrzeugtechnik | 1.000 Euro |
Forschung & Wissenschaft | 1.003 Euro |
Gesundheit & Pharma | 1.109 Euro |
IT, Internet & Telekommunikation | 905 Euro |
Konsum- & Gebrauchsgüter | 1.233 Euro |
Marketing | 692 Euro |
Maschinen- & Anlagenbau | 1032 Euro |
Medien | 692 Euro |
Personal | 836 Euro |
Transport & Logistik | 1689 Euro |
Unternehmensberatung & Wirtschaftsprüfung | 1.420 Euro |
Praktikanten, die als Studenten eingeschrieben sind und BAföG bekommen, haben außerdem weiterhin Anspruch auf BAföG. Liegt die Praktikumsvergütung allerdings über 450 Euro brutto monatlich, kann sich der Anspruch auf BAföG vermindern. Hier solltest du dich vorab informieren.
So sollte dein Praktikumszeugnis aussehen.
Im Gegensatz zum Pflichtpraktikum, bei dem du oft nur eine Praktikumsbescheinigung ausgestellt bekommst, solltest du beim freiwilligen Praktikum dein Recht auf ein Praktikumszeugnis einfordern. Zum einen beschreibt dein Arbeitgeber in deinem Zeugnis nämlich den Umfang und die Art und Weise deiner Tätigkeit im Praktikum. Viel wichtiger ist aber, dass außerdem noch deine geleistete Arbeit sowie dein persönliches Verhalten beurteilt werden sollten. Das ist für dich zugleich Nachweis über das geleistete Praktikum und Empfehlung für zukünftige Bewerbungen.
Folgende Punkte gehören in jedes gute Arbeitszeugnis:
- Eine kurze Beschreibung des Unternehmens
- Dein Tätigkeitsbereich und deine Hauptaufgaben
- Konkrete Tätigkeitsbeschreibung mit Nennung der verschiedenen Aufgaben
- Einordnung deiner fachlichen Kompetenze
- Einordnung deiner sozialen Kompetenzen (Soft Skills)
- Deine Erfolge während des Praktikums
- Wünsche und Anregungen für deine berufliche Zukunft
Kann ich mein freiwilliges Praktikum als Pflichtpraktikum anrechnen lassen?
Wenn du beispielsweise vor deinem Studienbeginn ein freiwilliges Praktikum absolviert hast, kann dir das für dein Studium eventuell sogar schon zugute kommen. Passt das Berufsfeld und der Tätigkeitsbereich thematisch zu deinem Studienfach und musst du dort eh ein Pflichtpraktikum absolvieren, kannst du dir dein freiwilliges Praktikum in bestimmten Fällen genau dafür anrechnen lassen. Das muss allerdings das Prüfungsamt entscheiden, erkundige dich am besten vorher schon beim Praktikumskoordinatoren deines Studiengangs.
Freiwilliges Praktikum im Ausland.
Da du dein freiwilliges Praktikum ja auf eigenen Wunsch durchführst und selbst organisierst, kannst du natürlich auch selbst bestimmen, wohin es für dich gehen soll. Möchtest du Auslandserfahrung sammeln, kannst du dich in einem anderen Land bewerben. Ein Praktikum im Ausland ist immer eine gute Möglichkeit, um deine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern, internationale Kompetenz zu erwerben und dein Netzwerk enorm zu vergrößern. Und natürlich macht es sich für deinen Lebenslauf immer hervorragend, wenn du auch schon einige Zeit im Ausland gearbeitet hast.
Wo willst du arbeiten?
Plane für ein Praktikum im Ausland etwas mehr Vorlaufzeit ein und rechne mit höherem organisatorischen Aufwand. Je nachdem, für welches Land du dich entscheidest und wie lange dein Auslandspraktikum dauern soll, musst du zum Beispiel auch ein Visum beantragen.